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Größe des Stammes an, um die Flächen zu organisieren.
BvH: In der letzten Zeit bist du wieder zurückgekehrt zu großen
Holzplatten, die nicht gedruckt werden. Das Objekt reizt
dich mit seiner Farbigkeit!
WF: Die großen Holzschnitte bestehen aus vier Einzelteilen.
Bei einer Größe von 3,70 mal 2,50 Metern kann ich so die
Platten mit dem Auto transportieren und dann später zu-
sammensetzen. Die Schnitte erinnern durch ihre Geschmei-
digkeit an Linoleum, weil ich die Platten vorher lackiere.
Die Oberflächen wirken wie gespritzt und extrem künstlich.
Für den Schwarzlinienschnitt schneide ich in die zuvor
mehrmals mit Klarlack lackierten, hellen Sperrholzplatten,
fülle die Vertiefung mit schwarzem Holzkitt und schleife sie
anschließend. Eine plane Oberfläche entsteht, die wie mit
dem Pinsel gezeichnet wirkt. Es ist kein klassischer Holz-
schnitt mehr.
BvH: Die riesige haptische Lust ist spürbar. Lass uns über die
Inhaltlichkeit in deinen Holzschnitten reden.
WF: Anfänglich schnitt ich mit dem Hohlbeitel ein feines Netz
an Linien – gleich einem Borkenkäfer – in die schwarzen
Platten (vgl. auch S. 81/82/83). Später entstand eine große Serie
mit Hunden. Organische Netzstrukturen wichen klar abge-
grenzten Formen. Der Hund spielte in meiner Kindheit eine
wichtige Rolle. Eigentlich bin ich von unserem Hund mehr
erzogen worden als von meinem Vater!
Akademie für Natur- und Umweltschutz, BvH: Sind der Hund, die Vögel, die Häschen oder das Schwein in
Baden-Württemberg, deinen Holzschnitten Stellvertreter für menschliche Akteure?
Ludwigsburg, 2002
WF: In meinen Bildern ergründe ich Formen, die in ihrer
Widersprüchlichkeit zueinander passen, etwa der Hund
in einem Kinderzimmer zu den Zwergen und Bauklötzen,
ein Mädchen in Turntrikot, das am Hintern eines Schweines
EnBW Kohlekraftwerk Walheim,
Kaimauer 7,5 x 240 m, 2008 riecht – all das ist in erster Linie ein Spiel mit Formen. Die