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Springbrunnenbecken zu pinkeln. Dabei zeichnete ich   ich eigentlich nur wie einen erigierten Penis lesen konnte,
                                  sie und hatte Angst vor ihrer Aggressivität (S. 133). Es sind   eine Machtdemonstration. Die Realität verwandele ich,
                                  immer wieder diese Grenzsituationen: Bekiffte Leute,   sodass sie mir entspricht. Die Dinge erfinde ich nicht,
                                  Kampfhunde, Wurfgeschosse.                        sie wirken auf mich ein. Meine Gedanken mäandern in
                                WF: So fotografierte ich nachts einen Sportplatz: Der Koch   die Vergangenheit, in das Kommende, sie flattern und
                                  vom angrenzenden Lokal meinte, ich würde ihn in seiner   springen. Das zeigt sich im Zeichnen. Das Malen muss viel
                                  Küche fotografieren (ich weiß nicht, was er zu verbergen   beständiger sein. Dort führe ich eine Idee lange aus.
                                  hatte). Er kam wütend raus und wollte mich verprügeln.   WF: Deshalb finde ich die Zeichnung auch anspruchsvoller,
                                  Beim Fotografieren von Gefängnissen, Chemiefabriken   weil sie der direktere Weg zum Wesentlichen sein kann.
                                  oder Atomkraftwerken hatte ich es oft mit gereiztem Wach-  BvH: Mein immer größerer Zweifel lässt mich das Ding immer
                                  personal zu tun. Wer fotografiert schon bei Nacht die JVA   weniger begreifen. Ich starte ständig neu. Für Entscheidungen
                                  Stammheim, und das mit einem 600 mm Teleobjektiv!  brauche ich sehr lange, und ich befrage mich ständig. Das
                                BvH: Es gibt auch Phasen, in denen ich die Widrigkeiten kaum   gilt für die Graphik und die Malerei. Früher stand ich
                                  aushalte: Der Küster einer Kirche etwa wollte mich heraus-  stärker über den Dingen. Heute misstraue ich ihnen so
                                  werfen. Ich saß vor einer Heiligen, die einen Nagel in der   sehr, dass ich extrem zerstückele und ich nur im Detail den
                                  Stirn hatte, eher ein stümperhaftes Bild. Ich rettete mich   Bildgegenständen gerecht werden kann. Diese verlieren die
                                  dadurch, dass ich mich als Hobbykünstlerin beschrieb und   Einheit. Es gibt die große Gefahr, dass meine Bilder zerbre-
                                  lediglich übe. Letztens wurde ich heftig aufgefordert, nicht   chen. Mein Arm schwebt beim Zeichnen, manchmal leicht
                                  mit dem Rücken zum Altar zu sitzen!               stabilisiert durch meine linke Hand am rechten Ellenbogen.
                                WF: Es hat sich sehr gelohnt, dass du wieder in Italien warst.   Wie ist das bei Dir? Brauchst du den Ballen als Stütze?
                                  Du hast ein gutes Gespür für Fülle und Leere. Es sind   WF: Es ist unterschiedlich. Der Ballen verwischt ja das
                                  Miniaturen, die Lust auf Nähe machen, dann öffnet sich ein   Gezeichnete, also lege ich mir ein Papier unter, wie bei den
                                  ganzer Kosmos.                                    figürlichen Zeichnungen auf Transparentpapier. Manchmal
                                BvH: Während einer Hochzeit musste ich mich in einer    halte ich den Stift senkrecht, ohne das Blatt zu berühren,
                                  Kirchenecke still verhalten. Ein Bild mit vermummten    wie bei den Kohlezeichnungen.
                                  Fackelträgern erinnerte mich an den Ku-Klux-Klan. Ich   BvH: Bei mir ist das völlig anders. Ich überlege vielfach, wo ich
                                  fand eine lebensgroße Bronzefigur mit einem Schwert, das   den Stift hinsetze, verändere die Position trotzdem.





































       Rom, Nähe Termini, 2022
       Rom, Sant´ Andrea al Quirinale, 2022
       Prato, Dom, 2022



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