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Kunstmuseum Reutlingen,
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                                                                                                          Kohle auf Dispersion, 290 x 420 cm

                   posium 2001 in Marbach. Als ich die vielen umgestürzten                                Kunstverein Ellwangen, „Wolfgang
                   Bäume am Neckarufer sah, die der Sturm „Lothar“ hinter-                                Folmer, Rundblicke“, 2008,
                                                                                                          Acryl auf Folie
                   lassen hatte, kam mir die Idee, Holzschnitte in die Baum-
                   oberflächen zu schneiden. Ich hatte Jahre zuvor ein Ver-
                   fahren entwickelt, wie ich Borkenkäferfraßspuren abdrucke,
                   das nun zur Anwendung kam. Ab diesem Zeitpunkt wurde
                   ich häufig als Bildhauer eingeladen und fand mich in der
                   Landart-Szene wieder. Insgesamt bearbeitete ich bis heute
                   gut 30 Baumstämme an unterschiedlichen Orten. Es sind
                   aber nur ganz wenige davon heute noch erhalten. Mir war es
                   immer wichtig, dass ein Baum nicht wegen mir gefällt wird.
                   Was interessiert dich am künstlerischen Reisen?
                 BvH: Meine großen Zeichnungen entstehen ja außerhalb des
                   Ateliers (vgl. S. 132 – 135)! Vier Wochen im Jahr oder mehr
                   verbringe ich in städtischen Räumen, meist in Südeuropa,
                   weil ich dort mehr Wetterstabilität habe. Ich liebe es, dem
                   gesellschaftlichen Leben ausgesetzt zu sein, mit aller Fremd-
                   heit, Gefahr und Überraschung. Ich war sicher vierzig Mal in
                   Italien, dreißig Mal in Frankreich, vielfach in Spanien, Öster-
                   reich, Tschechien, Ungarn, Polen oder Großbritannien. Bei
                   Einladungen zu Ausstellungen und Symposien muss mich
                   der kulturelle Kontext und der Austausch mit den anderen
                   Künstler*innen reizen, wie in China oder Neuseeland.




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