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Kunstmuseum Reutlingen,
„Wolfgang Folmer : an sich“, 2024,
Kohle auf Dispersion, 290 x 420 cm
posium 2001 in Marbach. Als ich die vielen umgestürzten Kunstverein Ellwangen, „Wolfgang
Bäume am Neckarufer sah, die der Sturm „Lothar“ hinter- Folmer, Rundblicke“, 2008,
Acryl auf Folie
lassen hatte, kam mir die Idee, Holzschnitte in die Baum-
oberflächen zu schneiden. Ich hatte Jahre zuvor ein Ver-
fahren entwickelt, wie ich Borkenkäferfraßspuren abdrucke,
das nun zur Anwendung kam. Ab diesem Zeitpunkt wurde
ich häufig als Bildhauer eingeladen und fand mich in der
Landart-Szene wieder. Insgesamt bearbeitete ich bis heute
gut 30 Baumstämme an unterschiedlichen Orten. Es sind
aber nur ganz wenige davon heute noch erhalten. Mir war es
immer wichtig, dass ein Baum nicht wegen mir gefällt wird.
Was interessiert dich am künstlerischen Reisen?
BvH: Meine großen Zeichnungen entstehen ja außerhalb des
Ateliers (vgl. S. 132 – 135)! Vier Wochen im Jahr oder mehr
verbringe ich in städtischen Räumen, meist in Südeuropa,
weil ich dort mehr Wetterstabilität habe. Ich liebe es, dem
gesellschaftlichen Leben ausgesetzt zu sein, mit aller Fremd-
heit, Gefahr und Überraschung. Ich war sicher vierzig Mal in
Italien, dreißig Mal in Frankreich, vielfach in Spanien, Öster-
reich, Tschechien, Ungarn, Polen oder Großbritannien. Bei
Einladungen zu Ausstellungen und Symposien muss mich
der kulturelle Kontext und der Austausch mit den anderen
Künstler*innen reizen, wie in China oder Neuseeland.
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